Krabben kriechen Traumziel entgegen

Während in der Handball-Regionalliga der Frauen die Spielerinnen der SG Harburg im Schlussspurt der Saison weiter schwächeln und in Eidelstedt von der Spitze stürzten, krabbeln die Kieler „Krabben“ erfolgreich auf dem Zahnfleisch dem Traumziel entgegen.

Im prestigeträchtigen Landesderby gegen den MTSV Olympia Neumünster ging das letzte Aufgebot der HSG Holstein Kiel/Kronshagen kämpferisch auf dem Parkett über die Leistungsgrenze hinaus und quälte sich durch den 24:21 (14:9) Heimsieg auf Platz eins.

Dass der Wille Berge versetzt kann, bewiesen die Holsteinerinnen auch ohne Gohlke, Dewald, Maukel und Ziegler eindrucksvoll. Im Schweiße ihres Angesichts mobilisierten die Schützlinge von Trainer Jan Strunk schnörkellos die letzten Kraftreserven:
Lene Ege (Fußverletzung) agierte mit schmerzstillenden Mitteln zwar stark gehandicapt, machte aber allein durch ihre Anwesenheit Räume für ihre Nebenleute frei.

Besonders die beiden „Halben“ Ann-Christin Thoma (6 Tore)und Maike Gronau (5) leisteten im Rückraum ganze Arbeit. Diana Köhn foppte auf Linksaußen in schöner Regelmäßigkeit ihre Gegenspielerin sowie die beiden Olympia-Torhüterinnen Marion Albrecht oder Tanja Rathje. Christine Meyer stach ihre Kontrahentinnen im Kasten über 60 Minuten jedenfalls deutlich aus.

Eng wurde es nur Mitte der zweiten Halbzeit (16:10), als Holstein mit nur einer Auswechselakteurin auf der Bank dem Tempo Tribut zollen musste und die Neumünsteranerinnen die Verschnaufpause nutzten, um auf 19:18 zu verkürzen. Da sich die Gäste aber in dieser Phase durch verbale Disziplinlosigkeiten selbst doppelt dezimierten und die Kielerinnen doch noch einmal eine Schippe drauflegen konnten, endete das Derby leistungsgerecht. Allerdings fehlte den „Krabben“ beim Schlusspfiff sogar die Kraft zum Jubeln.

„Der Kieler Erfolg ist zwar durchaus verdient, aber erst die Zeitstrafen haben uns das Genick gebrochen“, gratulierte OlympiaTrainer Volker Paul seinem Pendant zur sensationellen Tabellenführung.

„Wir haben heute taktisch mit den letzten Trümpfen hoch gepokert und gewonnen. Kompliment für dieses Engagement“, entließ Jan Strunk seine erschöpften Lämmer in die 14-tägigen Osterferien.

HSG Holstein Kiel/Kronshagen: Meyer, Jungjohann – Mordhorst, Hansen (1), Thoma (6/1), Köhn (6/2), Schulz (2), Ege (3), Gronau (5), Metz (1).
MTSV Olympia Neumünster: Albrecht, Rathje – Wildner, Reinert, Hoffmann (1), Reimers, Felkel (3), Löbau (2), Petersen (2), Dencker(6/1), Szpila (6). rok

[Quelle: Kieler Nachrichten v. 26.03.2002]