Wattenbek: Die Erfolgsstory hält an

Holsteinischer Courier vom 04.06.2008:

„Game Over“ steht dieser Tage in großen Lettern auf der Homepage des Frauenhandball-Oberligisten TSV Wattenbek. In der Tat ist die erste Spielzeit in der höchsten Landesklasse für die Rot-Weißen zu Ende gegangen – mit einem für den Aufsteiger mehr als beachtlichen fünften Platz. Der Courier blickt zurück.

Das Ende der ersten Oberligaspielzeit in der Vereinsgeschichte des TSV Wattenbek bedeutet zugleich das Ende einer Ära. Nach zehn Jahren an der Seitenlinie hatte Erfolgstrainer Andreas Juhra am 26. April 2008 seinen letzten Arbeitstag. Das 33:24 beim Absteiger TSV Ratekau war sein 127. Sieg im 209. Trainereinsatz für den TSV Wattenbek – nun zieht es den 31-Jährigen zum Zweitbundesligisten TSV Travemünde. Im Rückblick spricht Juhra, der sein Team von der Kreis- bis eben hi nauf in die Oberliga führte, von einer „sensationellen Saison“ (O-Ton). Und die Erfolgsstory gibt ihm Recht, denn von einem fünften Rang in der Endplatzierung hatte wohl nicht einmal der kühnste Optimist geträumt. Doch dieses Abschneiden war verdient und hat seine Gründe. Erstens stachen die beiden Neuzugänge. Tanja Rathje im Tor brachte mit ihrer Regionalligaerfahrung so manche Gegenspielerin zur Verzweiflung und pushte auch die Leistungen ihrer beiden Kontrahentinnen, Alexandra Pries und Birte Hinrichs. Mehr als einmal durfte sich das Team bei ihren Torhüterinnen für gewonnene Punkte bedanken. Auf dem Feld belebte die aus Preetz gewechselte Lisa Jensen das Geschehen im Angriff. Sie wurde mit 76 (ausnahmslosen Feld-)Toren gleich in ihrem ersten Jahr Zweite in der internen Torschützenstatistik hinter Mirja Schulz (137). Diese wiederum stabilisierte nach überstandenem Kreuzbandriss die Mannschaft enorm. Besonders eindrucksvoll war ihre Bilanz vom Siebenmeterpunkt. Gleich 86 Mal traf Schulz vom Punkt aus – das ist Ligaspitze! Der dritte große Pluspunkt war die mannschaftliche Geschlossenheit, die sich in unbändigem Kampfeswillen ausdrückte und so manches Ruder noch herumriss. Nur zwei Mal kassierte der TSV Wattenbek zwei Pleiten in Folge, was für einen Aufsteiger beachtenswert ist. Und dann war da ja noch der „goldene Januar“, den Wattenbek mit 6:0 Punkten beschloss – darunter fiel auch die 22:20-Sensation beim TuS Lübeck. Fortan musste nicht mehr wirklich um den Klassenerhalt gezittert werden. Die Krönung war natürlich der Derbyheimsieg gegen den Kreisrivalen und späteren Meister MTSV Olympia, den das Juhra-Team beim 30:24 im Februar teilweise vorführte. Des Trainers Saisonattribut „sensationell“ war zumindest an diesem Tag keinesfalls übertrieben.

Und was folgt nun? Nach zehn Jahren Andreas Juhra übernimmt ab sofort Jan Strunk, bisher in Diensten des Männer-Kreisoberligisten Kieler MTV, das Zepter. Er findet ein intaktes Team vor, das in gleicher Besetzung zusammenbleibt. Die Wattenbeker Handballfans dürfen also auf eine Fortsetzung ihrer kleinen Erfolgsstory hoffen – auch unter dem neuen Coach.