Daniela Meyer war beim Sieg des Spitzenreiters SGH Rosengarten gegen Verfolger HSG Holstein/Kiel mit neun Toren erfolgreichste Werferin
Nenndorf – Zwei Sitze vorn im Bus waren reserviert. „Die haben wir für unsere Siegpunkte frei gehalten“, erklärte Handballtrainer Gerd Lawrenz von der SGH Rosengarten.
Ein ungewöhnlicher Aberglaube oder aber sicheres Geheimrezept: Nach dem Sieg des Spitzenreiters in der Handball-Regionalliga Nordost reisten zwei ausgeschnittene Papierscheiben 1. Klasse über die Autobahn A7.
Der Spitzenreiter aus Nenndorf besiegte im letzten Spiel der Hinrunde den bis dato Zweiten HSG Holstein Kiel/Kronshagen mit 26:23 (13:10), baute seinen Vorsprung in der Tabelle auf fünf Punkte aus.
„Auf der Hinfahrt war es total ruhig im Bus“, sagte Rückraumspielerin Nicole Krischke nach dem Schlusspfiff in der nur mäßig besuchten Kronshagener Sporthalle. Die Anspannung bei den Gästen vor der Partie war groß. Lauter wurde es auf dem Weg zurück nach Nenndorf.
Mit nur einem Minuspunkt gehen die Rosengarten-Handballerinnen als Herbstmeister in die Weihnachtspause. Dass der Abstand noch etwas größer wurde, dafür sorgte der TSV Ellerbek, der zeitgleich unentschieden spielte.
Gegen eine Kieler Mannschaft, die ihren Fans gern einen besonderen Sieg schenken wollte, mussten die Handballerinnen aus Nenndorf allerdings hart kämpfen. Blaue Flecken und blutige Kratzer – so sahen die Kampfspuren an Armen, Hals und Beinen aus, schnelle Kontertore belasteten das Nervenkostüm.
Mit einer offensiven Abwehr gelang es den Kielerinnen, die Partie bis kurz vor Schluss offen zu halten. „Das sind 100-prozentige Chancen, die wir da auslassen, reißt euch zusammen“, forderte Gerd Lawrenz in einer Auszeit, „ein bisschen Druck müssen wir schon mal haben.“
Gut mit dem Druck und der Favoritenrolle umgehen konnte Rechtsaußen Daniela Meyer. Die 23-jährige Lehramtsstudentin, die vor der Saison vom damaligen Oberligisten MTV Ashausen-Gehrden zur SG Rosengarten kam, durchkreuzte die Pläne von Kiels Trainer Jan Strunk in der ersten Halbzeit gemeinsam mit Kreisläuferin Bianca Liepner.
Immer wieder kam die Nachwuchsspielerin, die als 18-Jährige beim TV Oyten erste Drittligaerfahrung sammelte, zum Torerfolg. Am Ende war sie mit neun Treffern erfolgreichste Werferin, gefolgt von Bianca Liepner (6).
Bei Daniela Meyer hatte die kraftraubende Torjagd in der ersten Halbzeit allerdings Kraft gekostet. „Als ich die beiden Siebenmeter in der zweiten Halbzeit verworfen habe, bin ich nervös geworden“, gestand sie. Über eine Niederlage dachte die Handballerin nie nach: „Man kämpft einfach“, sagte sie.
Von Kiels Trainer gab´s nach dem Schlusspfiff fast noch so etwas wie eine Aufstiegsgarantie für Rosengarten: „Das Umfeld der Mannschaft ist noch gar nicht bereit für einen Aufstieg. Wir hoffen, dass wir zum Saisonende zwischen Platz vier und sechs liegen“, sagte Jan Strunk.
[Quelle: Hamburger Abendblatt v. 16.12.2002]
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