Lövgrens letzter großer Auftritt

Championsleague-Finale: Der alte Schwede will’s wissen

Das Final-Rückspiel der Champions League zwischen dem THW Kiel und Ciudad Real steht vor der Tür. Und für ein altgedientes Zebra ist der Höhepunkt der Saison am Sonntag (18 Uhr) der letzte der Karriere. Kiel und Stefan Lövgren – eine Verbindung, wie sie erfolgreicher kaum hätte sein können. Der „alte Schwede“ und seine Zebras müssen einen Fünf-Tore-Vorsprung aus dem Hinspiel (39:34) verteidigen, um zum zweiten Mal den Königspokal zu gewinnen.

Es wird das letzte Mal sein, dass der 38-Jährige seine ganze Erfahrung in die Waagschale werfen wird. „Es ist jetzt Zeit, die Knochen tun weh, das merkt man“, sagt Lövgren, „und dann gibt es auch noch private Gründe, meine Kinder sollen in Schweden zur Schule gehen.“

Er selbst will als Handballlehrer ans John-Bauer-Gymnasium nach Uddevalla. Zehn lange Jahre hielt der dem THW die Treue – und er wird eine kaum zu füllende Lücke hinterlassen. „Das wird ein ziemlicher Einschnitt, nicht nur, weil er ein brillanter Spielmacher ist, sondern vor allem abseits des Spielfelds die Leitfigur“, weiß auch THW-Trainer Alfred Gislason.

Titel gewinnen gehörte für Lövgren zur Routine: Eine Kostprobe? Sieben deutsche Meisterschaften, vier DHB-Pokalsiege und die Champions League 2007 hat er in mehr als 465 Spielen mit dem THW gewonnen. Einmal warf er 18 Tore in einem Spiel. Mit der schwedischen Nationalmannschaft wurde er 1999 Weltmeister und viermal Europameister.

Nur die Goldmedaille bei Olympia bekam der 268-malige Nationalspieler trotz zweier Finalteilnahmen 1996 in Atlanta und 2000 in Sydney einfach nicht in seinen Trophäenschrank. Albträume habe er deswegen nicht, „aber es ist sehr ärgerlich, wenn man zweimal im Endspiel war und nicht gewonnen hat“.

Der Nationalmannschaft sagte er nach der verpassten Qualifikation für die WM 2007 Ade. Den Kielern aber blieb er treu – auch als helfende Hand außerhalb des Platzes machte der Spielmacher eine gute Figur. Den Neuzugängen half er regelmäßig bei der Eingewöhnung in Kiel. „Am Anfang stürzt eine Menge auf sie ein“, sagt Lövgren. Ihm selbst war es so ergangen, als er mit seiner Frau Ann-Sophie 1998 zu seiner ersten Bundesliga-Station TV Niederwürzbach kam: „Damals haben wir auch Hilfe bekommen. Seitdem wissen wir, wie wichtig das für die Spieler ist.“

Auch wenn er in seinem Wohnort Melsdorf derzeit noch die Sechs- bis Achtjährigen trainiert – vom Job an der Seitenlinie ist bisher nicht die Rede. „“Ich möchte einfach ein bisschen Abstand vom Handball-Rhythmus haben“, so der Familienmensch.

Am 8. August steht in seinem Abschiedsspiel noch einmal der Spaß im Vordergrund. Am 6. Juni geht es zuvor im letzten, wenn auch sportlich bedeutungslosen Nordderby gegen Flensburg noch einmal um Ligapunkte. Dort wird er ein letztes Mal die Meisterschale hochhalten dürfen. Lövgren: „Der 6. Juni ist der Nationalfeiertag der Schweden – irgendwie passt das zum Anlass.“

[Quelle: Kicker Online]