Heide – Nach dem Spiel war Klaus Rheinfelder kaum zu halten. Mit größter Mühe besänftigte Melanie Bock ihren auf die Schiedsrichter wütenden Trainer. Eine Gelbe Karte hatte Rheinfelder sich wegen Reklamierens schon während des Spiels abgeholt. Als Annika Grütt einen Strafwurf hielt, riss er jubelnd die Arme in die Höhe. Er haderte mit Fehlwürfen. Ein bis in die letzte Faser engagierter Handball-Trainer.
Seine Oberliga-Spielerinnen hatte Rheinfelder allerdings schon vor dem gestrigen 17:17 gegen den TSV Wattenbek von seinem bevorstehenden Abschied unterrichtet. „In der Mannschaft steckt Potenzial“, sagt Rheinfelder. „Sie muss nicht absteigen.“ Genau das aber droht den Kreisstädterinnen, die fünfmal in Folge verloren hatten – nach zum Teil indiskutablen Vorstellungen zum Beispiel beim kurz vor Weihnachten sieglosen Schlusslicht Stern Flensburg.
Sie hatten noch versucht, ihn umzustimmen. Doch Klaus Rheinfelder wollte nicht mehr. Er nennt die Gründe: „Ich glaube, dass ein Teil der Mannschaft einen Weckruf braucht.“ Den könne er nicht mehr leisten. „Der Einschlag muss größer sein. Ich war wahrscheinlich zu lange zu nett. Dann kann man nicht mehr glaubwürdig den Hebel auf eine härtere Gangart umlegen.“ Die Hoffnungen vieler Spielerinnen, mit einem Sieg über Wattenbek für einen Meinungsumschwung zu sorgen, hätte sich ohnehin nicht erfüllt. Rheinfelder: „Ich kann nicht als Tiger springen und als Bettvorleger landen.“
Im Groll scheidet der Herzhorner, der eine lange Vergangenheit beim MTV Heide hat, nicht. „Das ist grundsätzlich eine tolle Mannschaft“, sagt Rheinfelder. „Die Spielerinnen haben einen guten Charakter.“ Er wolle gern noch etwas Werbung machen für sein bisheriges Team.
Die Not nämlich ist groß beim Oberligisten. Für Mittwoch haben sich Betreuerin Waltraud Häger und die zweitliga-erfahrene Melanie Bock verabredet, um das Training zu leiten. Eine Dauerlösung soll das nicht sein. „Wir brauchen einen Trainer von außen“, sagt Melanie Bock. Doch einige Gespräche, die nicht zuletzt Klaus Rheinfelder bereits Anfang der Woche eingeleitet hatte, sind ins Leere gelaufen.
Es ist nämlich kein Geheimnis, dass es ein Übungsleiter in Heide nicht leicht hat. Trainingsintensität und -beteiligung sowie die Motivation könnten besser sein, sagt auch Klaus Rheinfelder. „Da muss sich etwas ändern. Das kann nur ein neuer Trainer leisten.“ Wie er überhaupt dem Dithmarscher Frauenhandball – einen Landesligisten gibt es im Kreisgebiet nicht – eine rasche Bündelung aller Kräfte empfiehlt.
Dann holte Klaus Rheinfelder seine nunmehr ehemalige Mannschaft noch einmal auf ein Bier zusammen: „Es hat meistens viel Spaß gemacht. Die sind ja alle supernett.“
[Quelle: Dithmarscher Landeszeitung v. 19.01.2009]
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