Großes Handballfest – HSG Holstein Kiel/Kronshagen im Pokal gegen Lützellinden chancenlos

Die sportliche Sensation und selbst die erhoffte Schadensbegrenzung im Achtelfinale des DHB-Pokalwettbewerbs der Frauen zwischen dem Regionalligisten HSG Holstein Kiel/Kronshagen und dem Bundesligisten TV Lützellinden fiel zwar aus, aber mehr als 500 Fans ließen sich die gute Stimmung bei diesem Handballfest trotz der deftigern 9:32 (7:15)-Klatsche der Krabben gegen den mit internationalen Auswahlspielerinnen bestückten Gegner nicht vermiesen.

Nach einer respektablen ersten Halbzeit gingen die Holsteinerinnen im Angriffswirbel aus erster und zweiter Welle der erfolgreichsten weiblichen deutschen Mannschaft der letzten 20 Jahre mit wehenden Fahnen unter, wurden aber nach dem Schlusspfiff gemeinsam mit den Spielerinnen des siebenfachen Deutschen Meisters von den mehr als 500 Zuschauern mit einer finalen „la Ola“-Welle frenetisch gefeiert.

„Schade, nach dem frühen Ausfall von Katrin Maukel haben wir uns ein bisschen unter Wert verkauft“, zeigte sich HSG-Trainer Jan Strunk fortan spendabel, allen Akteurinnen zumindest ausreichend Spielanteile bei diesem handballerischen Höhepunkt zu verschaffen.

Die beste Kieler Torschützin humpelte bereits nach 16 Minuten mit einem Bänderriss und einer Zerrung der Achillessehne betrübt vom Parkett. „Ich bin bei einem Abwehrversuch ohne Feindberührung umgeknickt und dann hat es furchtbar geknackt“, rechnet die Polizeibeamtin, die eigentlich über die Feiertage Skilaufen wollte, mit einer vierwöchigen Zwangspause.

Nach dieser Hiobsbotschaft ging zwar kurzfristig ein Ruck durch das Kieler Team, aber auch wenn in der besten Phase der frühe 2:8-Rückstand dank der tollen Paraden von Torhüterin Christine Meyer innerhalb weniger Minuten auf 6:10 verkürzt werden konnte und jeder Treffer lautstark wie eine Meisterschaft bejubelt wurde, hatten die Krabben ihr Pulver nach der kurzen Trotzreaktion zu schnell verschossen.

Nur zwei mickrige Tore nach dem Seitenwechsel waren doch etwas mau. Gästecoach Dr. Hans-Jürgen Gerlach schimpfte allerdings an der Seitenlinie während der 60 Minuten sogar bei der lautstarken Gardinenpredigt in der Pause wie ein Rohrspatz auf seine Spielerinnen ein, aber die steigerten sich in der zweiten Halbzeit in einen Spielrausch und präsentierten sogar einige temporeiche Zaubereien.

„Nach der sehr schlechten Leistung in der Anfangsphase
Haben wir uns einigermaßen gesteigert. Die Atmosphäre hier in Kiel war allein die Reise wert. Hauptsache, wir sind nun eine Runde weiter“, sagte Lützellindens Coach.

HSG: Meyer, Wulf, Jungjohann – Mordhorst, Carlsson, Maukel 1/1, Hansen 1, Ziegler 1, Thoma 2, Köhn 2/1, Rathjen 1, Schulz 1.

[Quelle: Kieler Nachrichten v. 23.12.2002]