handballworld.com berichtet heute über die offenbar bevorstehende Verpflichtung von Zvonimir „Noka“ Serdarusic als Nationaltrainer Sloweniens:
Bereits in den letzten Tagen verdichteten sich die Informationen, dass der ehemalige Kieler Noka Serdarusic zurückkehrt auf eine Trainerbank – und zwar auf die des slowenischen Verbandes. Dieser hatte in den letzten Wochen um die Trainerlegende gebuhlt und Serdarusic scheint nun sein „Ja“ gegeben zu haben.
Nach Informationen von handball-world.com soll Serdarusic einen langfristigen Vertrag erhalten und bereits am morgigen Donnerstag vorgestellt werden.
Ähnliches vermelden heute auch die Kieler Nachrichten und balkan-handball.com. Aufgrund seiner gesundheitlichen Situation habe sich Serdarusic ein Engagement als Vereinstrainer nicht mehr vorstellen können, als Nationaltrainer – mit entsprechenden Pausen zwischen den Lehrgängen – dürfte der 58-Jährige aber bereits bei der EM im Januar wieder zu sehen sein – und dann in der Vorrunde als Gegner des DHB-Teams.
Miro Pozun wirkte konsterniert, in Hamburg hatte seine Mannschaft im Juni mit 30:38 gegen Spitzenreiter Deutschland verloren, das DHB-Team bejubelte das vorzeitige EM-Ticket. Der 66-Jährige schien unterdessen zu ahnen, dass seine Amtszeit, trotz der eine Woche später mit einem Sieg gegen Weißrussland sicher gestellten Qualifikation für die Europameisterschaft 2010 in Österreich, sich dem Ende neigte.
Im Dezember 2007 war Pozun als Nachfolger von Kasim Kamenica präsentiert worden, der sich mit dem Verband entzweit hatte. Pozun, der bereits 1995 für etwas über ein Jahr slowenischer Nationaltrainer war, war zu diesem Zeitpunkt dem Vernehmen nach bereits so gut wie entmachtet, der 66-Jährige war nicht die Wunschlösung für den nächsten Olympischen Zyklus. Dieser soll Noka Serdarusic gewesen sein, die Kieler Nachrichten berichten, dass es bereits am Rande des Länderspiels in Hamburg erste Gespräche gegeben haben soll.
Noka Serdarusic blickt als Vereinstrainer auf eine eindrucksvolle Bilanz zurück, in den vierzehn Jahren – von 1994 bis 2008 – beim THW Kiel sammelte er Titel am Fließband, unter anderem den lang ersehnten Triumph in der Champions League im Jahre 2007.
Genau dieser Titel sollte Serdarusic aber zum Verhängnis werden, zunächst aber entzweite sich Serdarusic mit seinem Manager Uwe Schwenker im Sommer 2008. Im Frühjahr 2009 kamen dann erste Gerüchte über eine vermeintliche Manipulation des Finals in der Champions League auf, neben Schwenker wurde auch Noka Serdarusic angeklagt. Serdarusic soll entsprechende Informationen und Belege an die Rhein-Neckar Löwen gegeben haben, die daraufhin – nach ihrer Darstellung – von der geplanten Verpflichtung des Erfolgstrainer absahen. Serdarusic hatte zuvor erklärt, er könne den Job aus gesundheitlichen Gründen nicht antreten, er hatte sich zuvor mehreren komplizierten Eingriffen unterzogen.
Auf dem Gipfel der Manipulationsaffäre schien eine Rückkehr Serdarusics auf eine Trainerbank nicht vorstellbar, Serdarusic selbst schwieg eisern und wurde so immer mehr zu einer Nebenrolle, die Ermittlungen konzentrierten sich auf Uwe Schwenker.
Die staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen sind noch nicht beendet, es scheint aber nicht wahrscheinlich, dass wirklich eine Manipulation des Endspiels nachgewiesen werden kann. Für Serdarusic dürfte am morgigen Donnerstag unterdessen der erste Schritt aus einem „Seuchenjahr“ erfolgen: Trennung vom THW, Bandscheibenvorfall, Knieoperation und Manipulationsaffäre.
„Ab dem Spätsommer steht Serdarusic wieder an der Seitenlinie, dort wo er sich im Kreise der Spieler stets am besten aufgehoben fühlte“, wagen die Kieler Nachrichten einen vermutlich richtigen Blick in das Innenleben der Trainerlegende.
Unterstützen soll Noka Serdarusic dabei unbestätigten Gerüchten zu Folge nach Roman Pungartnik, der als Sportdirektor fungieren soll. Auf dem Parkett kann Serdarusic auf die Unterstützung seines ehemaligen Kieler Spielers Vid Kavticnik bauen, zudem könnte es ein Wiedersehen mit Ales Pajovic geben, der von Ciudad Real nach Kiel ausgeliehen war und zukünftig in Celje auf Torejagd geht.
Serdarusic wird die slowenische Auswahl vermutlich erstmals im September zu einem Lehrgang versammeln, Verband, Fans und Spieler dürften mit seiner Person große Erwartungen verknüpfen. Vermutet wird, dass Serdarusic bis zu den Olympischen Spielen 2012 eine schlagkräftige Mannschaft aufbauen soll, die zumindest die Qualifikation für das Turnier in London schafft. Aber auch bei den Europameisterschaften in Österreich dürfte die slowenische Auswahl mit dem Trainerfuchs an der Seitenlinie gefährlicher einzustufen zu sein, als sie sich in der Qualifikation in den Spielen gegen eine geschwächte deutsche Auswahl präsentierte.
„Wir haben sicher die schwerste Gruppe von allen. Das sind schöne Aufgaben für die Mannschaft. Da können wir sehen, wo wir stehen und ob wir schon so weit sind. Das ist ein offenes Rennen mit einem hohen Risiko“, hatte Heiner Brand direkt nach der Auslosung die Ausgangslage in der Gruppe mit Polen, Schweden und Slowenien eingeschätzt.
Slowenien galt dabei als der Außenseiter im Rennen um einen der drei Plätze, die in die Hauptrunde führen. Noka Serdarusic wird versuchen dies zu ändern – zunächst aber gilt es den morgigen Donnerstag und die Präsentation abzuwarten, denn bislang liegt keine offizielle Bestätigung vor.
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