Mit einer erstklassigen Leistung beim 32:20 (18:9)-Heimsieg über die chancenlose HSG Wesendorf/Isenhagen haben sich die Handballerinnen der HSG Holstein Kiel/Kronshagen vor begeisterten Zuschauern für das Achtelfinale des DHB-Pokals 2002/2003 qualifiziert und dürfen jetzt bei der Auslosung von einem Bundesligisten träumen.
Als Hecht im Karpfenteich sind die Regionalliga-Krabben im Topf der Halbprofis oder Berufssportler nun der letzte verbliebene Amateurverein im Feld der 16 besten Frauenteams Deutschlands.
Edelfan und Präsident der KSV Holstein Kiel, Dr. Sven Jacob, war nach dem 1:0-Erfolg der Fußballer über Aue schnurstracks in die Halle geeilt, um hautnah mitzuerleben, wie der phasenweise bedauernswerte Drittligist sportlich Haue bekam und nach allen Regeln der hohen Handball-Kunst an die Wand gespielt wurde:
„Unsere Kicker haben jetzt am Mittwoch im DFB-Pokal gegen den VfL Bochum eine gewisse Verpflichtung nachzuziehen. Die Fußballer werden zwar nie so hübsch werden, wie unsere Handballerinnen aber hoffentlich genauso attraktiv spielen“, nahm Dr. Jacob den Einzug in die nächste Runde des Wettbewerbs als gutes Omen mit auf den Heimweg.
Wie schon in der Punktrunde konnten sich die Leistungen der Kielerinnen wieder einmal genüsslich ansehen lassen.
Die offensiv ausgerichtete Holsteiner 3-2-1-Deckungsspezialität mit der vor Spielfreude sprühenden vorgezogenen Spitze Lene Ege oder der dahinter im Mittelblock unermüdlichen rackernden Abwehrchefin Sonja Hansen trieb dem Gästetrainer Stefan Cauer und seinen Schützlingen fast die Tränen in die enttäuschten Augen.
Was an Bällen sonst noch durch die engen Abwehrmaschen der HSG schlüpfte, wurde zumeist eine sichere Beute der überragenden Torhüterin Christine Meyer, die nicht nur drei Siebenmeter in Serie parierte sondern mit Paraden vom Fließband dafür sorgte das der Vorsprung vom 9:8-Zwischenstand auf 26:14 wie im Rausch ausgebaut werden konnte.
Nur die Schiedsrichter hatten Mitleid mit den Wesendorferinnen, schickten allein in der zweiten Halbzeit acht Kielerinnen oft sogar im Sekundentakt auf die Strafbank, um die handballerische Überlegenheit zumindest durch doppelte Unterzahl numerisch auszugleichen.
Trotzdem war der Torhunger der ersatzgeschwächten Truppe von Jan Strunk nie zu stoppen. Bei der grippekranken Katrin Maukel wirkte das vorsorglich geschluckte Vitaminmittel fast wie Viagra. „Das hat wirklich Lust auf mehr gemacht. Da ich schon selbst in Wismar gespielt habe, wünsche ich mir meinen alten Verein als nächsten Gegner.“
Knapp ein Dutzend Mal wuchtete die mit erlaubten Präparaten „gedopte“ Katrin Maukel die Pille ins gegnerische Netz und Linksaußen Sylke Rathjen, die kurzfristig aus der Oberligareserve nachnominiert wurde, zeigte mit nur einem Fehlversuch, dass sie ebenfalls für jede Mannschaft ein Lustgewinn ist.
„Hut ab. Meine Mannschaft hat aufgetrumpft wie aus einem Guss, grandios gespielt und das große Los wirklich verdient“, strahlte Jan Strunk über die beste Eigenwerbung für bundesweite Schlagzeilen.
HSG: Meyer, Jungjohann – Mordhorst 1/1, Maukel 11/3, Hansen, Ziegler, Thoma 6, Schulz 5, Metz, Ege 5, Rathjen 4.
[Quelle: Kieler Nachrichten v. 04.11.2002]
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